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Kann Yoga die Beziehung zum Körper heilen?

30 Days of Yoga with Adriene – Ein Selbstexperiment

Insbesondere zum Beginn eines neuen Jahres wuselt es auf Instagram, Youtube & Co nur so vor „Challenges“ und Monatsplänen. Wahrgenommen habe ich schon verschiedene, mitgemacht habe ich bisher aber nie.

In diesem Jahr war das anders. Der Grund dafür war jedoch kein medialer Hype sondern eine herzliche Empfehlung der Freundin meines Bruders. Sie erzählte, wie gut ihr die 30 Days of Yoga with Adriene bisher gefallen haben. Da ich ohnehin schon seit längerer Zeit mit Yoga liebäugelte und das Dauergrau der Dezember-Wochen in Hamburg langsam auf die Stimmung drückte, beschloss ich dem Ganzen eine Chance zu geben.

Wer ist Adriene?

Mit über 10,8 Millionen Abonnent:innen (Stand Januar 2022) gehört Adriene Mishler zu den bekanntesten Yoga-YouTuber:innen weltweit. Meinen ersten Berührungspunkt mit ihrem Kanal „Yoga with Adriene“ hatte ich tatsächlich bereits vor etwa 4 Jahren! Mein damaliger Physiotherapeut erzählte mir von Adriene’s Videos und empfahl mir wärmstens ihr eine Chance zu geben. Das konnte ja nur ein gutes Zeichen sein, oder? Ich habe damals auch ein paar Videos ausprobiert, war sogar angetan, bin aber nicht dran geblieben. Aus heutiger Sicht betrachtet: Schade eigentlich. 

Was ist das für eine „Challenge“?

Seit 2015 veröffentlicht Adriene jedes Jahr im Januar eine kostenlose „30 Days of Yoga with Adriene“-Serie. Diese beinhaltet jeden Tag ein neues Video auf ihrem YouTube-Kanal, aber auch eine dazugehörige E-Mail mit Gedankenimpulsen und einen Kalender. Die Einheiten der diesjährigen Serie namens MOVE sind zwischen 12-32 Minuten lang. Der Kalender hilft dabei, die jeweilige Zeit in den individuellen Tagesablauf einzuplanen.

Wie habe ich „MOVE“ umgesetzt und erlebt?

Ich hatte zwar inzwischen zuvor schon einige Male Yoga gemacht, aber nur phasenweise und wenn dann einzelne, kurze Sessions von Mady Morrison. Durch meine Vergangenheit im Leistungssport bin ich glücklicherweise noch verhältnismäßig beweglich, was mir definitiv zu Gute gekommen ist. Was Yoga betrifft, bezeichne ich mich trotzdem als absolute Anfängerin. 

Hand auf’s Herz: Am ersten Tag habe ich nicht dran geglaubt, dass ich es durchziehe.

Zum Auftakt gab es noch keine „richtige“ Yoga-Session, sondern erstmal ein Video in dem Adriene „MOVE“ erklärt. Während ich ihr zuhörte, wurde ich unsicher, ob so eine 30-Tage-Challenge wirklich das Richtige für mich ist. Diese Skepsis führte dazu, dass ein Teil in mir es für sehr unrealistisch hielt, ab sofort wirklich jeden Tag auf der Yoga Matte zu sein. „Naja“ , dachte ich mir, „aller Anfang ist schwer“. Somit musste ich mich erstmal überwinden, mich wirklich darauf einzulassen.

Adriene wiederholt vom ersten Video an immer wieder „the hardest part is showing up“.
Das kleine Teufelchen auf meiner Schulter wollte anfangs ein bisschen Stunk machen: Es versuchte mir einzureden, dass Adriene das sagen würde, damit man auch immer wieder auf ihre Videos klickt. Aber schon nach ein paar Tagen hatte ich es am eigenen Körper erlebt – der schwierigste Schritt ist wirklich „nur“, sich die Zeit zu nehmen, die Matte auszurollen und anzufangen. Nichts, was darauf folgt, kostet mehr Überwindung. Denn Adriene bietet für jede Verfassung Alternativen an – ob man vor Energie strotzt oder einen trüben Tag hat. Ich habe mich immer genau da abgeholt gefühlt, wo ich an dem jeweiligen Tag stand.

Es hat tatsächlich gar nicht lange gedauert, da haben die positiven Erfahrungen das kleine Teufelchen größtenteils verstummen lassen. Mit der Zeit habe ich die Auswirkungen nämlich auch im Alltag bemerkt, insbesondere an meiner Körperhaltung.
Ich gehöre wohl oder übel zu der Gruppe von Personen, die gut und gerne mit vorgeschobenen Schultern und Rundrücken vor ihrem Laptop kauern – sehr ungesund! Auch im Stehen ist meine Körperhaltung weit weg von dem, wie ich sie mir vorstelle.
Mit jedem weiteren Tag Yoga ist mir meine Körperhaltung erstmal grundsätzlich bewusster geworden. Beispielsweise habe ich mich dabei erwischt, wie ich auf den Spaziergängen mit Jamie aktiv versucht habe, aufrechter zu gehen. Zu Beginn war das nach einigen Minuten immer sehr anstrengend, aber mit zunehmender Yoga-Praxis ist es mir tatsächlich zunehmend leichter gefallen. Sogar Personen in meinem Umfeld ist die Verbesserung in meiner Haltung aufgefallen! 

Nicht nur an meiner äußerlichen, sondern auch an meiner innerlichen Haltung hat sich einiges getan. Wie eingangs beschrieben, ist mir das nasskalte Wetter gepaart mit der Pandemie und einigen anderen Dingen im November und Dezember doch mehr auf die Stimmung geschlagen, als es mir lieb war. Natürlich hat die Yoga-Challenge nicht von heute auf morgen dafür gesorgt, dass alles rosarot war, das wäre eine Utopie. Aber sie hat mir geholfen, besser mit der Gesamtsituation umzugehen, indem ich meine innere Einstellung verändert habe. Adriene’s Videos bestehen nicht nur aus der rein physischen Praxis – auch die Gedankenimpulse, die sie dabei teilt, haben viel in mir bewegt. 

Wenn es möglich war, habe ich mir direkt nach einer Yoga-Einheit mein Tagebuch geschnappt und ein paar Gedanken niedergeschrieben. Am 23.01. steht dort als Abschlusssatz:

Ich hätte zu Beginn nie gedacht, wie viel Halt mir diese Challenge in diesem sehr grauen, nasskalten Covid-Januar gibt.“

23.01.2022

Mein Fazit: Was nehme ich mit? Wie geht es weiter? 

Ich glaube, diese Yoga-Challenge, war eines der schönsten Dinge, die ich für mich, für meinen Körper und vor allem für die Beziehung zu meinem Körper je getan habe. Ich bin wirklich froh, dass ich es trotz der anfänglichen Skepsis durchgezogen habe und bin sehr dankbar für die Erfahrung. 

Zu sagen, dass Yoga die Beziehung zum Körper vollständig heilen kann, wäre natürlich ziemlich hoch gegriffen und liegt außerhalb meines Kompetenzbereichs. Was ich aber sagen kann ist, dass es mir wirklich gut getan hat und mein Bewusstsein für sowie meine Verbindung zu meinem Körper deutlich gestärkt hat.
Spezifisch bezogen auf „MOVE“ von Adriene kann ich sagen, dass der Kalender und die aufeinander abgestimmten Videos mir definitiv dabei geholfen haben dran zu bleiben. Zudem nehme ich ein Mantra besonders mit, welches heißt: „Mein Atem ist mein Anker“. Was dahinter steht, erfahrt ihr bei „MOVE“. Gerade in diesen turbulenten Zeiten hat mir das Mantra und dessen Bedeutung mehrfach sehr geholfen, Ruhe zu bewahren oder in einer sehr aufwühlenden Situation wieder zur Ruhe zu kommen. 

Für die Zukunft nehme ich mir vor, Yoga ungezwungen in meinen Alltag zu integrieren. Das bedeutet, dass ich weiterhin Yoga Einheiten einbauen möchte, aber nicht JEDEN Tag. Mein Ziel ist es, eine Regelmäßigkeit zu etablieren, ohne dass ich mich verpflichtet fühle. Nun hab ich ja am eigenen Körper erlebt, dass der Anfang die größte Hürde ist und vor allem, dass es mir danach wirklich besser geht. Mal sehen, wie das klappen wird!

Was ich unbedingt noch dazu sagen möchte:

Selbst als mir die Vorteile bewusst wurden, hieß das nicht, dass ich jeden Tag vorher super motiviert war. Obwohl ich im Laufe der Zeit realisiert habe, wie gut mir die Sessions taten, gab es trotzdem noch Tage, an denen ich die Sessions erst spät abends gemacht habe, weil ich vorher einfach keine Lust hatte.
Heute ist mir klar, dass das völlig okay ist. Wenn man mal einen Tag gar keine Lust hat, ist das auch völlig okay und wenn der Körper einem Zeichen gibt, dass ihm nicht nach Bewegung ist, ist es nicht nur okay, sondern essentiell darauf zu hören. Und genau das hätte ich früher eben nicht gekonnt.

Ich hätte nicht drauf gehört, wann ich worauf Lust habe oder was mein Körper braucht. Ich hätte mir Vorwürfe gemacht, wenn ich mal nicht „maximale Power“ bei einer Session gegeben hätte. Dieses Mal habe ich einen Tag ausgesetzt, weil ich mich schlapp fühlte und habe die Session einfach am nächsten Tag nachgeholt, weil ich wieder mehr Energie hatte. Manche Einheiten habe ich mit voller Kraft mitgemacht und andere eben mit weniger, so wie es dann gerade ging. Wenn ich an meinen damaligen Bewegungsdrang denke, ist das für mich persönlich eine große Errungenschaft, ein „Recovery-Win“.

Machst du Yoga oder hast du schon mal eine andere 30-Tage-Challenge gemacht?

Ich würde mich freuen, wenn du mir eine Mail oder eine Direktnachricht über Instagram schreibst. Ich schätze den Austausch mit euch sehr und bin gespannt von euren Erfahrungen zu hören. 

PS.: Adriene’s Challenges bleiben auch nach dem Januar noch online. Ich habe schon mit dem Gedanken gespielt, die Serien der vergangenen Jahre nachzuholen. „MOVE“ kann ich auf jeden Fall nur empfehlen.

Eure Sophie

Disclaimer

Dieser Blogbeitrag basiert auf meiner persönlichen Erfahrung und meiner subjektiven Wahrnehmung. Zudem ist für mich im Januar eine Menge passiert. Natürlich kann ich nicht sicherstellen, dass die positiven Effekte, die ich verspürt habe, ausschließlich auf die Yoga-Sessions zurückzuführen sind. Ebenso wenig kann ich ausschließen, dass ein Teil der Effekte durch ein Placebo entstanden sind, weil ich den Rat der Freundin meines Bruders schätze und ich mir unterbewusst erhofft habe, dass genau diese Effekte eintreten. Aber unabhängig davon, welche Wirkfaktoren die tragenden waren – mir hat diese Challenge bei der Beziehung zu meinem Körper geholfen und gut getan und das ist einfach schön.

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